Hadda
  • Der buddhistische Stupa von Tapa Kalan, Hadda (bei Jalalabad im Tal des Kabul-Flusses, Ost-Afghanistan) (5./8. Jh. n. Chr.) (©: Zemaryalai Tarzi)
  • Tapa Shotor, Hadda. Stupabasis mit Darstellung eines Bodhisattva Maitreya (der zukünftige Buddha) umgeben von Verehrern; zu seiner Linken ein Mönch mit Blumen, zu seiner Rechten eine Mutter mit Kind (4./5. Jh. n. Chr.) (©: Wien, WHAV)

Die etwa 15 km südlich von Jalalabad in Ost-Afghanistan gelegene Kleinstadt Hadda ist berühmt für die Anzahl und Schönheit der Überreste buddhistischer Stupas, Schreine und Klöster, die in einem Gebiet von etwa 15 km2 rund um das Städtchen verstreut zu finden sind.

Während der gesamten Blütezeit des Buddhismus, also von der Zeit der Kuschan (1.–4. Jahrhundert) bis in das 7. Jahrhundert, war Hadda aufgrund seiner Reliquien ein florierendes Wallfahrtszentrum. Den Berichten chinesischer Pilger wie Faxian und Xuanzang zufolge befanden sich darunter der Schädelknochen des Buddhas mit der ihn kennzeichnenden zentralen Aufwölbung (uṣṇīṣa), eines seiner Augen sowie eine Mönchsrobe und ein Asketenstab aus seinem Besitz, die jeweils in einem eigenen Stupa verwahrt waren.

Im Jahr 1834 begann der britische Soldat und Entdecker Charles Masson mit der Erforschung des Gebiets und entdeckte bei der Untersuchung von insgesamt 14 Stupas, die zu mehreren unterschiedlichen Heiligtümern gehört hatten, graekobaktrische, indoskythische, hunnenzeitliche, aber auch römische und byzantinische Münzen. Am wichtigsten Fundplatz mit dem Namen Tapa Kalan (Abb. C), kamen darüber hinaus auch Fragmente von Stein- und Stuckskulpturen zum Vorschein. In der Folge wurden lediglich kleinere Untersuchungen vorgenommen, bis dann in den Jahren 1926–1929 die Délégation Archéologique Française en Afghanistan (DAFA) unter Jules Barthoux wieder umfangreiche Ausgrabungen an mehreren Stellen durchführte.

Während die dabei gefundenen Steinskulpturen kaum Beachtung fanden (sie wurden erst deutlich später und nur zum Teil publiziert), erlangte Hadda durch die Stuck- und Lehmskulpturen, die an allen Grabungsplätzen in großen Mengen zutage gefördert wurden, in der ganzen Welt Bekanntheit. Die berührende Schönheit und Lebendigkeit dieser Werke, die ursprünglich noch durch die überbordende, wenngleich heute nur mehr in Resten erhaltene Farbigkeit unterstrichen wurde, sowie der deutlich sichtbare hellenistische Einfluss erregten großes Interesse.

In den sechziger und siebziger Jahren erfolgten unter afghanischer und japanischer Leitung weitere Ausgrabungen. Der interessanteste der dabei freigelegten Fundplätze ist wohl Tapa Shotor (Abb. D). Die dortigen Schreine beherbergten Kultbilder und zu theatralischen, lebensnahen Szenen arrangierte Skulpturengruppen aus dem 2. bis 5. Jahrhundert n. Chr.; auch wurde ein unterirdischer Meditationsraum für die buddhistischen Mönche mit Wandmalereien zur Meditation über den Tod entdeckt.

Im Zuge des afghanischen Bürgerkriegs wurde ein Großteil der archäologischen Stätten von den Taliban zerstört.