11. Die Nezak-Könige in Zabulistan und Kabulistan

Nach der numismatischen Evidenz verloren die Sasaniden im Gefolge der Niederlage des Peroz im Jahre 484 nicht nur Baktrien an die Hephthaliten; sie mussten vielmehr auch Zabulistan (Süd-Afghanistan) abtreten, und zwar an die Nezak-Könige, die vermutlich in Ghazni eine Münzstätte eröffneten (Nrn. 1–4).

Die Herkunft der Nezak liegt im Dunkeln. Ihren Namen kennen wir nur von den Münzen, auf denen in sasanidischem Mittelpersisch (Pehlevi) stets der Titel „König der Nezak“ geschrieben steht. Nicht gänzlich auszuschließen ist eine Verbindung zu den Alchan, zumal der Ahnherr der Dynastie chinesischen Quellen aus der Tang-Zeit (7. Jahrhundert n. Chr.) zufolge ein gewisser Khingal gewesen sein soll, der vielleicht mit dem Alchan-König Khingila (um 430/40 – 495) zu identifizieren ist (s. Vitrine 7). Der letzte König dieser Khingal-Dynastie, die über 12 Generationen den Thron von Kapisi (Kabulistan) innehatte und vermutlich mit den Nezak der Münzen in Verbindung steht, war ein gewisser Ghar-ilchi, der noch im Jahre 661 vom chinesischen Kaiser in seinem Amt bestätigt wurde. Unmittelbar danach wurde er jedoch von den Turk-Schahis vom Thron verdrängt (s. Vitrine 12).

Das Besondere der Nezak-Münzen, die in ihren Grundzügen dem sasanidischen Vorbild folgen, aber auch Elemente aus der Münzprägung der benachbarten Alchan-Könige übernehmen, ist die geflügelte Stierkopf-Krone.

Im ersten Viertel des 6. Jahrhunderts dürften die Nezak schließlich auch Kabulistan (Kapisi) von den Alchan übernommen und dort in Kapisa (bei Begram, 80 km nördlich von Kabul) eine zweite Münzstätte eingerichtet haben (Nr. 5).

Die goldene Stierkopf-Krone der Könige von Kapisi hat auch in chinesischen Quellen, die bis in das späte 6. bzw. frühe 7. Jahrhundert zurückreichen, eine besondere Erwähnung gefunden. Als Herrschaftsinsignie ist die Stierkopf-Krone schließlich noch bis ins 8. Jahrhundert auf Münzen in diesem Raum belegt (s. Vitrine 14).

Kontext
  • A. Die geflügelte Stierkopfkrone der Nezak-Könige

A. Die geflügelte Stierkopfkrone der Nezak-Könige

  • B. Die buddhistische Klosteranlage von Tepe Narenj in Kabul (©: Zafar Paiman)

B. Die buddhistische Klosteranlage von Tepe Narenj in Kabul. (©: Zafar Paiman)

Das Kloster wurde Anfang des 5. Jhs. gegründet und blieb bis ins 10. Jh. in Nutzung. Es ist terrassenförmig angelegt und besteht aus fünf Gebäudekomplexen; hinzu tritt eine zweite, kleinere Anlage (Zone XIV), die 100 m östlich des Hauptklosters aufgedeckt wurde.

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  • C. Plan des Klosters von Tepe Narenj mit den in den Zonen III und XIV gefundenen Nezak-Münzen, die an das Ende des 5. bzw. in die erste Hälfte des 6. Jhs. zu datieren sind (©: Zafar Paiman)

C. Plan des Klosters von Tepe Narenj mit den in den Zonen III und XIV gefundenen Nezak-Münzen, die an das Ende des 5. bzw. in die erste Hälfte des 6. Jhs. zu datieren sind. (©: Zafar Paiman)

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  • D. Tepe Narenj, Ansicht der Westwand in Kapelle III (Zone III) mit einem überlebensgroßen meditierenden Buddha, flankiert von je vier kleineren Figuren (©: Zafar Paiman)

D. Ansicht der Westwand in Kapelle III (Zone III) mit einem überlebensgroßen meditierenden Buddha, flankiert von je vier kleineren Figuren. (©: Zafar Paiman)

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  • E. Tepe Narenj, Die Basis des großen Stupa mit 10,60 m Seitenlänge (Zone VI) (©: Zafar Paiman)

E. Die Basis des großen Stupa mit 10,60 m Seitenlänge (Zone VI). (©: Zafar Paiman)

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