Taxila
  • Stadtmauer von Taxila Sirsukh mit halbrunden Bastionsvorlagen, rechteckige Anlage von ca. 1400 x 1000 m Länge (©: Klaus Vondrovec)
  • Der buddhistische Klosterkomplex Dharmarajika in Taxila mit dem großen Stupa, dessen älteste Bauphase vermutlich noch in die Zeit des Maurya-Herrschers Aschoka (reg. 268–232 v. Chr.) datiert (©: Nasim Khan)
  • Plan des Dharmarajika-Klosters (Kat. Gandhara 2009, p. 291)
  • Der Umschreitungsweg des Stupas (©: Klaus Vondrovec)

Taxila (Punjab, Pakistan) wird in den antiken Quellen als bedeutender Ort des Wissens und der Lehre gerühmt, und es ist dies eine der spektakulärsten Stadtanlagen, die jemals in Indien freigelegt wurden. Der Wohlstand der Stadt beruhte vor allem auf ihrer Lage am Schnittpunkt dreier bedeutender Handelsrouten: der von Südosten, aus Indien, kommenden, derjenigen, die aus West-Zentralasien durch Baktrien führte, und jener aus Ost-Zentralasien durch Swat und Kaschmir. Aufgrund dieser strategischen Position war die Kontrolle über Taxila stets ein begehrtes Ziel wechselnder Großmächte. Die Stadt befand sich zunächst unter achämenidischer Herrschaft, wurde jedoch 326 v. Chr. durch Alexander den Großen eingenommen. Nach einem kurzen Zwischenspiel unter den Seleukiden fiel Taxila um 316 v. Chr. an das indische Maurya-Reich. Im 2. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die indogriechischen Könige die Stadt; auf sie folgten die Indoskythen. Ab der Mitte des ersten Jahrhundert n. Chr. war Taxila dann Teil des Kuschanreichs, bis es schließlich Ende des 4. Jahrhunderts durch die Kidariten erobert wurde.

Die bewegte Geschichte der Stadt spiegelte sich auch in ihrem Erscheinungsbild und auf kultureller Ebene wider. Nach den Ausgrabungen durch den britischen Archäologen Sir John Marshall zwischen 1912 und 1934 lassen sich drei unterschiedliche Siedlungsschwerpunkte erkennen, nämlich die von der Achämenidenzeit bis zu den Indogriechen reichende Stadtanlage in Bhir Mound, gefolgt von der indogriechischen Gründung Sirkap, die auch durch die gesamte indoskythische Periode hindurch besiedelt war, sowie schließlich die noch kaum erforschte kuschan- und postkuschanzeitliche Stadt in Sirsukh (Abb. A).

Menge und Qualität der Funde aus Taxila zeugen von einer wohlhabenden, kultivierten und urban geprägten Bevölkerung. Die Stadt selbst beherbergte eine große Anzahl verschiedener religiöser Gebäude. Neben einigen Tempeln, deren Bedeutung noch unklar ist, finden sich überall verstreut buddhistische Stupas und Klöster. Die wohl bedeutendste unter diesen Anlagen ist der Dharmarajika-Stupa, der vom späteren Maurya-Kaiser Aschoka gegründet wurde, als er, noch unter seinem Vater Bindusara, Gouverneur von Taxila war (Abb. B).

Während Marshall fest davon überzeugt war, dass die zivile und religiöse Infrastruktur Taxilas im Zuge der hunnischen Eroberung um die Mitte des 5. Jahrhunderts dem Erdboden gleichgemacht worden sei, legen neuere Untersuchungen auf Basis verbesserter Chronologien und Interpretationen der archäologischen Befunde eher eine gegenteilige Annahme nahe, der zufolge der Niedergang der Stadt erst nach der Mitte des 6. Jahrhunderts erfolgte.