10. Herodes Agrippa I.
Herrschaftsgebiet von Herodes Agrippa I. (38 - 44 n. Chr.)
Vitrine 10: Herrschaftsgebiet von Herodes Agrippa I. (38 - 44 n. Chr.)

Herodes Agrippa I. (38 – 44 n. Chr.) herrschte nach Herodes dem Großen als Erster wieder über ein jüdisches Großreich. Aufgewachsen war der Enkel des Herodes die meiste Zeit in Rom, wohin er nach dem Tod seines Vaters Aristobulos geschickt worden war. Dort verband ihn eine Freundschaft mit Drusus, dem Sohn des Kaisers Tiberius, sowie mit dem späteren Kaiser Gaius, genannt Caligula (Bild A.). Als er in Verdacht geriet, sich zu Gunsten des Caligula gegen Tiberius zu verschwören, wurde er in Rom unter Hausarrest gestellt. Nach dem Tod des Tiberius übertrug ihm der neue Kaiser Caligula die Herrschaftsbereiche Gaulanitis, Batanäa, Auranitis, Trachonitis sowie Abila. Zudem wurde ihm die Königswürde verliehen. Als Folge eines Streits mit seinem Schwager Herodes Antipas, den Caligula daraufhin ins Exil schickte, übertrug ihm der neue Kaiser auch die Herrschaftsgebiete Galiläa und Peräa.

Agrippas politisches Gespür half ihm, nach der Ermordung Caligulas gleich gute Beziehungen zum neuen Kaiser Claudius zu knüpfen (Bild B.), die er auch im Zusammenspiel mit seinem Bruder, Herodes von Chalkis, zum Ausdruck brachte (Karte). Claudius bedankte sich in seinen ersten Amtstagen sogar öffentlich mit dem Aufstellen einer Säule auf dem Forum Romanum für die Beratung durch Agrippa, und er übertrug ihm zudem die Herrschaft über Judäa und Samaria. Damit erreichte das Reich von Herodes Agrippa I. fast die Größe des ehemaligen Reiches von Herodes dem Großen.

Im Jahr 44 n. Chr. starb Agrippa plötzlich bei den kaiserlichen Spielen in Caesarea Maritima ‒ und zwar angeblich deshalb, weil er sich bei diesen Spielen gottgleich verehren hatte lassen. Diese negative Darstellung in der Apostelgeschichte steht im Gegensatz zur positiven Charakterisierung Agrippas durch Flavius Josephus. Dieser berichtet von Agrippas persönlicher Intervention gegen die Aufstellung einer Statue des Caligula durch den syrischen Provinzgouverneur Publius Petronius im Jerusalemer Tempel, die auf heftigen Widerstand der jüdischen Bevölkerung gestoßen war. So habe Agrippa sich um den Tempel verdient gemacht. Nur durch den bald darauf folgenden Tod Caligulas sei Agrippa der drohenden Vergeltung des Kaisers entgangen. Die schriftliche Überlieferung zu dieser Episode ist sich hinsichtlich der Geschehnisse uneins, weshalb eine genaue Rekonstruktion schwierig ist.