13. Der 1. Jüdische Krieg
Der 1. Jüdische Krieg (66 - 70 n. Chr.)
Vitrine 13: Der 1. Jüdische Krieg (66 - 70 n. Chr.)

Es waren mehrere Faktoren, die im Herbst 66 n. Chr. zum Ausbruch des 1. Jüdischen Krieges führten. Direkter Auslöser waren, wie schon erwähnt, die Plünderungen des Tempelschatzes durch den römischen Prokurator Gessius Florus und die darauf folgenden Übergriffe auf die revoltierende Jerusalemer Bevölkerung. Diese weigerte sich, eine Gruppe junger Männer auszuliefern, welche Florus öffentlich als armen Prokurator verspottet hatten, der in solcher Geldnot war, dass er den Tempelschatz plündern musste (Flavius Josephus, De bello Iudaico 2,295). Gessius Florus konnte seinen Racheplan jedoch nicht durchführen; er sah sich gezwungen, Jerusalem zu verlassen und zu seinem Sitz Caesarea Maritima zurückzukehren. Als unmittelbare Reaktion wurden im jüdischen Tempel die täglichen Opfer eingestellt, die im Auftrag des römischen Kaisers erbracht werden sollten, was einem offenen Bruch mit Rom gleichkam und aus römischer Sicht nicht toleriert werden konnte. Nachdem die römischen Truppen unter Cestius Gallus, Statthalter von Syrien, im Jahr 67 eine Niederlage erlitten hatten, setzte Vespasian gemeinsam mit seinem Sohn Titus auf Anordnung Neros im Frühjahr 68 n. Chr. zur Offensive auf Jerusalem an. Die Städte in Judäa wechselten nach kurzer Belagerung die Fronten, und bald konnte ein Ring von Befestigungen um Jerusalem gelegt werden. Kurz vor dem Angriff erreichte Vespasian die Nachricht vom Tode Kaiser Neros. Noch während er auf die Übertragung des Oberbefehls durch den neuen Kaiser Galba wartete, wurde dieser ermordet.

Jerusalem versank währenddessen im Bürgerkrieg. Gleichzeitig mit der römischen Offensive war der interne Kampf zwischen Gruppen der jüdischen Bevölkerung an einem Höhepunkt angelangt. Die radikale Bewegung der Zeloten ging gegen die gemäßigte und prorömische Elite vor und tötete die Tempelpriester, unter dem Zelotenführer Johannes von Gischala entstand eine Schreckensherrschaft. Ab dem dritten Kriegsjahr verschärfte sich die Lage in der Stadt noch weiter, als es unter den Zeloten zu Rivalitäten kam und Simon bar Giora eine eigene Partei gründete. In Jerusalem teilte sich die Zeloten-Bewegung nun in zwei einander bekriegende Lager, eines am Tempelberg und eines in der Oberstadt (Stadtplan). Außerhalb Jerusalems wurde nur an wenigen Orten der Widerstand gegen die Römer fortgesetzt, darunter in der Stadt Gamla (Bild B.) und auf der Festung Masada, die als Symbol für die Widerstandskraft der Juden in die Geschichte eingehen sollte.

Kontext
  • A: Stadtplan: Jerusalem (umkämpfte Stadtteile) (©: Universität Wien)

A: Karte: Jerusalem (umkämpfte Stadtteile) (©: Universität Wien)

  • B. Gamla (©: Zev Radovan)

B. Gamla: Während der Belagerung durch die Römer wurden hier  die einzigen Kriegsmünzen außerhalb von Jerusalem geprägt. (©: Zev Radovan)

  • Kameo mit Porträt des Titus (©: KHM, ANSA IXa 98)

C. Kameo mit Porträt des Titus (©: KHM, ANSA IXa 98)

  • D. LEG X F-Inschrift (©: Israel Museum)

D. Inschrift der 10. Legion: Ein Ziegel aus Jerusalem mit dem Legionsstempel und dem Abbdruck der Sandale (caligula) eines römischen Soldaten. (©: Israel Museum)

  • E. Silom Hort (©: Israel Museum)

E. Silom Hort (©: Israel Museum)