Herodes Agrippa hinterließ einen Sohn, Herodes Agrippa (II.), sowie drei Töchter: Berenike, die drei Ehen einging, darunter diejenige mit ihrem Onkel Herodes von Chalkis, und die später die Geliebte des römischen Kaisers Titus werden sollte; Mariamne, die mit Julius Archelaus und dann mit dem Alexandriner Demetrios verheiratet war; sowie Drusilla, die spätere Ehefrau des Prokurators von Judäa, Marcus Antonius Felix. Da Herodes Agrippa (II.) nach dem Tod seines Vaters im Jahre 44 n. Chr. noch zu jung war, um die Nachfolge als Herrscher anzutreten, wurde das Reich zur römischen Provinz gemacht und römischen Prokuratoren unterstellt.
Die Münzprägung des Herodes Agrippa I
Agrippa I. orientierte sich bei der Bilderwahl für seine Münzen an Vorlagen der römischen Münzprägung, nutzte bekannte hellenistische Symbole und nahm nur dort auf das Bilderverbot Rücksicht, wo es politisch geboten schien. Seine Prägungen vereinen alte sowie neue Bilder und er meisterte den Brückenschlag zwischen demonstrativer Nähe zu Rom und einheimischer Tradition.
Deutlich bekannte sich Agrippa zum römischen Kaiserhaus, insbesondere zu Caligula. Viele seiner Münzen kopieren ohne große zeitliche Verzögerung stadtrömische Vorlagen. Allein die Legende verweist auf den anderen Prägeherrn. So ist die Münze Nr.1B kaum vom römischen Dupondius (Nr.10A) zu unterscheiden. Während die Legende des stadtrömischen Dupondius an Caligulas frühverstorbenen Vater Germanicus erinnert, betont die Umschrift auf dem Stück Agrippas, dass es sich um eine von ihm herausgegebene Münze handelt: ΝΟΜΙΣΜΑ ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΑΓΡΙΠΠΑ („Münze des Königs Agrippa“).
Um seine engen Beziehungen zum römischen Kaiser zu unterstreichen, bezeichnete sich Agrippa in manchen Münzlegenden als ΦΙΛΟΚΑΙΣΑΡ („Freund des Kaisers”). Eine enge Verbindung Agrippas zu Rom wird auch durch die Darstellung mit Claudius beim gemeinsamen Opfer demonstriert (Nr.2B). Dies gilt ebenso für die Münzen von Agrippas Bruder Herodes (Nr.7A und Nr.8A), der von Claudius zum König von Chalkis ernannt worden war und sich ebenfalls auf den Münzen als „Freund des Kaisers“ vorstellt.
Agrippa nutzte nicht nur die römische Münzikonographie, um seine Nähe zur kaiserlichen Familie zu betonen. Er versuchte zudem seine eigenen Familienmitglieder ganz ähnlich zu präsentieren, wie ein Münztyp aus der Zeit des Beginns seiner Regierung belegt. Die Münze Nr.3B zeigt Agrippas Sohn, Herodes Agrippa II., zu Pferd. Dieses Motiv folgt in der Darstellung des Reiters äußerst eng einem stadtrömischen Vorbild (Nr.9A), auf dem die Söhne des Germanicus der römischen Öffentlichkeit als jugendliche Prinzen vorgestellt werden. Fraglos war auch für Agrippas modifizierte Übernahme dieses Münztyps die Idee der Nachfolge entscheidend. Münze Nr.4A zeigt das Porträt seines Sohnes Agrippa II. mit einem Anker, dem seleukidischen Symbol für Herrschaft: Agrippa nutzte sowohl aktuelle als auch traditionelle Bildchiffren äußerst geschickt, um der Öffentlichkeit seinen Sohn als einzig legitimen Nachfolger vorzustellen.
Charakteristisch für Agrippas kluges Vorgehen ist der Münztyp, den er als Einzigen in Jerusalem ausprägen ließ (Nr.5B): Mit Rücksicht auf den Prägeort wurde das jüdische Bilderverbot respektiert. An Stelle dessen ist der Königsname um einen Baldachin geschrieben, der die Königswürde symbolisiert. Die Rückseite zeigt drei Ähren als Symbol für die Fruchtbarkeit des Landes. Dies steht in deutlichem Gegensatz zu Agrippas Darstellung auf den Münzen der paganen Stadt Caesarea Maritima (Nr.6B). Auf der Vorderseite dieser Münzen erscheint die drapierte Büste von Agrippa I. mit Diadem und der Legende ΒΑCΙΛΕΥC ΜEΓΑC ΑΓΡΙΠΠΑC ΦΙΛΟΚΑΙ[CΑΡ] („Der große König Agrippa, Freund des Kaisers“). Auf der Rückseite umgibt die Legende ΚΑΙCΑΡΙΑ Η ΠΡΟC ΤΩ CΕΒΑCΤΩ ΛΙΜΗΝ[Ι] („Caesarea mit seinem nahegelegenen Hafen Sebastos“) eine stehende weibliche Figur ‒ die Personifikation der Stadt und ihres Hafens Sebastos.
Weiterführende Literatur
A. Burnett, The Coinage of King Agrippa I of Judaea and a New Coin of King Herod of Chalcis, in: H. Huvelin ‒ M. Christol ‒ G. Gautier (Hgg.), Mélange de numismatique, Wetteren 1987, 25‒38
N. Kokkinos (Hg.), The World of the Herods (Oriens et Occidens 14), Stuttgart 2007
Y. Meshorer, A Treasury of Jewish Coins. From the Persian Period to Bar Kokhba, Jerusalem 2001
Y. Meshorer u. a., Coins of the Holy Land. The Abraham and Marian Sofaer Collection at the American Numismatic Society and the Israel Museum, New York 2013, 2 Bde.