11. Die Frauen der Herrscher
Zentrale Prägeorte im 1. Jahrhundert n. Chr.
Vitrine 11: Zentrale Prägeorte im 1. Jahrhundert n. Chr.

Hinter den männlichen politischen Akteuren dieser Zeit stand eine Reihe von Frauen, die in verschiedenster Weise am Lauf der Geschichte beteiligt waren. Vor allem bekannt sind die Damen des römischen Kaiserhauses. Doch auch die Angehörigen der jüdischen Herrscherfamilien erscheinen vereinzelt in der historischen Überlieferung. In der jüdischen Münzprägung können die Frauen und ihre Rollen meist nur erahnt werden, aber dennoch lassen die Prägungen immer wieder Einblicke zu.

Livia (* 58 v. Chr. ‒ † 29 n. Chr.)

Livia war die Gemahlin des Kaisers Augustus und Mutter des Kaisers Tiberius (Bild A.). Augustus soll sich mit Livia über politische Fragen unterhalten haben, und sie begleitete ihn oft auf seinen Reisen. Vermutlich hatte sie auch Einfluss auf seine Entscheidungen. Nach dem Tod des Augustus wurde Livia von ihrem Gemahl testamentarisch in die gens Iulia (julische Familie) adoptiert und erhielt den ehrenden Beinamen Augusta bzw. griechisch Sebaste (Tacitus, Annales 1,8,1). In der Münzprägung ist dagegen eher der Name Iulia benützt worden, wie dies z. B. die Münzen des römischen Präfekten Valerius Gratus zeigen (Nr.5B Vitrine 9). Schon zuvor wurden ihr verschiedene Privilegien verliehen ‒ so durfte sie ihr Vermögen selbst verwalten, ihr war die sacrosanctitas (Immunität) zuerkannt worden, und unter Tiberius erhielt sie das Recht, sich innerhalb Roms in einem von Mauleseln gezogenen carpentum (Zeremonialwagen) zu bewegen. Mit ihrer herausragenden Stellung wurde die kaiserliche Familie geehrt, zahlreiche Städte wurden nach ihr benannt und es wurden Ehrenstatuen für sie aufgestellt.

Antonia Minor (* 36 v. Chr. ‒ † 37 n. Chr.)

Antonia Minor war mit Nero Claudius Drusus dem Älteren verheiratet, dem Sohn der Livia und jüngeren Bruder des späteren Kaisers Tiberius. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Germanicus, Livilla und der spätere Kaiser Claudius. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 9 v. Chr. blieb Antonia unverheiratet. Ihr Enkel Gaius (Caligula) stattete sie mit den Ehren einer Vestalin aus und berief sie zur Priesterin des vergöttlichten Augustus (Bild B.). Als er sie zur Augusta erheben wollte, lehnte sie bescheiden ab, erst postum wurde ihr diese Auszeichnung verliehen. Claudius ehrte ihr Andenken, indem er jährlich an ihrem Geburtstag Spiele veranstalten und zahlreiche Denkmäler errichten ließ.

Kontext
  • A. Kameo mit Porträt der Livia (©:KHM, ANSA IXa 95)

A. Kameo mit Porträt der Livia (©:KHM, ANSA IXa 95)

  • B. Kameo mit Porträt der Antonia Minor als Ceres (©: KHM, ANSA IXa 34)

B. Kameo mit Porträt der Antonia Minor als Ceres (©: KHM, ANSA IXa 34)

  • C. Münze mit Porträt der Berenike (©: Israel Musem, 93.002.14393)

C. Münze mit Porträt der Berenike (©: Israel Musem, 93.002.14393)