Nach Aristobulos I. übernahm sein Bruder Alexander Jannaios (103 – 76 v. Chr.), der dritte Sohn von Hyrkanos I., die Macht. Er heiratete mit Alexandra Salome die Witwe von Aristobulos I. Alexander Jannaios setzte die bereits unter Hyrkanos I. begonnene Expansion fort. Unter seiner Herrschaft erreichte die territoriale Ausdehnung des Hasmonäerreiches ihren Höhepunkt.
Wie schon erwähnt, fungierten die Hasmonäer nicht nur als weltliche Herrscher, sondern übten auch das Amt des Hohepriesters aus. Alexander Jannaios war als Hohepriester allerdings nicht unumstritten. Während seiner Herrschaft häuften sich die Streitigkeiten mit den Pharisäern, einer religiösen Gruppierung, die sich gegen die zunehmende Hellenisierung des Königreiches wandte (Bild B.). Die Situation eskalierte in einem mehrjährigen Bürgerkrieg, in dem Alexander Jannaios tausende jüdische Bürger töten ließ. Flavius Josephus berichtet, dass Jannaios aus Rache 800 Rebellen nach Jerusalem brachte und kreuzigte. Vor deren Augen wurden die Kehlen ihrer Frauen und Kinder durchschnitten, während Jannaios mit seinen Konkubinen tafelte (Flavius Josephus, De bello Iudaico 1,97).
Das hasmonäische Herrscherbild
Da sich die hasmonäischen Herrscher aufgrund des Bilderverbots nicht selbst darstellen lassen konnten, wählte Alexander Jannaios für seine Münzen das einen Stern umschließende Herrscherdiadem (Nr.1A). Mit Diadem (Nr.9A), Strahlendiadem (Nr.10A) und Anker (Nr.11A) zeigte er seine Vorliebe für seleukidische Motive. Insbesondere das Strahlendiadem wird in seiner Bildsprache auf einzigartige Weise zweidimensional umgesetzt (Nr.1A), es unterscheidet sich deutlich vom seleukidischen Vorbild (Nr.10A). Auch sprachlich vereinigen sich in diesem Stück die jüdische und die griechische Welt, denn die Legende ist auf der einen Seite in Griechisch ausgeführt und auf der anderen Seite in Paläohebräisch.
Die Selbstverständlichkeit, mit der sich Alexander Jannaios anfangs als hellenistischer König präsentierte, indem er für die Nennung seines Namens und Titels die griechische Sprache verwendete, scheint sich im späteren Verlauf seiner Regierung abgeschwächt zu haben. Aus den andauernden Auseinandersetzungen mit den Pharisäern ergab sich für ihn die Notwendigkeit, sich in seiner herrscherlichen Selbstdarstellung zurückzunehmen. So verzichtete er bei einer Ausgabe des Jahres 78 v. Chr. (Nr.3A) auf die Darstellung des königlichen Diadems. Zu dieser Zeit erreichte der Konflikt mit den Pharisäern einen Höhepunkt. Flavius Josephus (Antiquitates Iudaicae 13,403‒404) zufolge wurden erst in der Zeit von Salome Alexandra (76 ‒ 67 v. Chr.), die auch sonst ihre Fähigkeiten als kluge Politikerin bewiesen hatte, die Probleme mit den Pharisäern beigelegt.
Zwei Münzen zeigen weitere Besonderheiten: Die Münze Nr.2A besteht nicht – wie bei den Hasmonäern üblich – aus Bronze, sondern aus Blei, während es sich bei der Münze Nr.3B um die einzige Münzausgabe mit einer Jahreszahl handelt. Neben dem Anker sind die Buchstaben L‒KE („Jahr 25“) zu lesen. Die Münze wurde somit im 25. Jahr der Herrschaft des Alexander Jannaios (d. h. im Jahr 78 v. Chr.) geprägt. In dieser Zeit erreichte der jüdische Bürgerkrieg seinen Höhepunkt.
Alexander Jannaios griff auch auf Bildmotive zurück, die bereits sein Vater Johannes Hyrkanos I. benutzt hatte: auf das aus der ptolemäischen Bildtradition stammende Doppelfüllhorn (Nr.6B); auf Anker und Rose (Nr.4A), die beide in der seleukidischen Bildtradition zu finden sind und zusätzlich auch prominent in der Münzprägung von Rhodos begegnen (Nr.12B); oder auf den Palmzweig (Nr.5B), der in der jüdischen Bildtradition weiterhin an Beliebtheit gewann.
Typisch für die hasmonäischen Prägungen sind der Kranz sowie die vom Kranz eingeschlossene paläohebräische Legende (Nr.6A, Nr.7A, Nr.8A). Sie wurde von den hasmonäischen Herrschern durchgehend verwendet und lautet im Falle des Alexander Jannaios „Yehonatan der Hohepriester und der Rat der Juden“. Betrachtet man die Schriftzeichen auf den drei Münzen genauer, so ist eine Entwicklung von quadratischen Letterformen hin zur Kursivschrift zu beobachten. Ein Stilvergleich zwischen den griechischen und den semitischen Buchstaben auf hasmonäischen Münzen zeigt, dass offensichtlich zwei verschiedene Techniken der Schriftgravur gleichzeitig genutzt wurden. Im Gegensatz zu den semitischen Buchstaben sind die griechischen als Punkte ausgeführt, die durch gerade Linien verbunden werden ‒ eine Technik, die aus der seleukidischen Münzprägung stammt und den griechischen Einfluss unterstreicht.
Weiterführende Literatur
Y. Meshorer, A Treasury of Jewish Coins. From the Persian Period to Bar Kokhba, Jerusalem 2001
Y. Meshorer u. a., Coins of the Holy Land. The Abraham and Marian Sofaer Collection at the American Numismatic Society and the Israel Museum, New York 2013, 2 Bde.
P. Schäfer, Geschichte der Juden in der Antike. Die Juden Palästinas von Alexander dem Großen bis zur arabischen Eroberung, Tübingen 2010