Dem Sohn von Aristobulos II., Mattathias Antigonos (40 – 37 v. Chr.), war 57 v. Chr. die Flucht aus der römischen Gefangenschaft gelungen. Nach seiner Rückkehr nach Judäa versuchte er mit allen Mitteln, seinen Onkel Hyrkanos II. vom Thron zu stürzen. Allerdings konnte er erst mit Hilfe des Partherkönigs Orodes II. (57 ‒ 37 v. Chr.) (Nr.5A) im Jahr 40 v. Chr. Hyrkanos II. besiegen und Herodes, der 47 v. Chr. von seinem Vater Antipatros als Statthalter von Galiläa eingesetzt worden war, in die Flucht schlagen. Um Hyrkanos II. für das Amt des Hohepriesters untauglich zu machen, wurden ihm in der Gefangenschaft beide Ohren abgeschnitten – die körperliche Unversehrtheit war für das Amt des Hohepriesters unabdingbar. Die nächsten Jahre verbrachte Hyrkanos II. in einer jüdischen Gemeinde in Babylon, bis er 36 v. Chr. von Herodes eingeladen wurde, wieder nach Judäa zurückzukehren, wo er schließlich im Jahr 30 v. Chr. von ihm unter der Anschuldigung einer Verschwörung umgebracht wurde.
Das Bündnis mit den Parthern machte Mattathias Antigonos jedoch zum Feind Roms. So setzten die Römer Herodes zum König von Judäa ein. Mit diesem ihrem mächtigen Verbündeten war das Schicksal des Mattathias Antigonos besiegelt, und es begann der Aufstieg der herodianischen Dynastie (Bild C.).
Die letzten Münzen der Hasmonäer
Die Konflikte dieser Zeit spiegeln sich auch in der Ikonographie der Münzen des Mattathias Antigonos wider. Während seine ersten Emissionen mit Doppelfüllhorn und von Kränzen umgebenen Legenden noch den bisherigen Traditionen der hasmonäischen Münzprägung folgen (Nr.1B, Nr.2B und Nr.3A), weicht die Münze Nr.4A klar davon ab: Sie zeigt mit der Menorah und dem Schaubrottisch zwei Gegenstände aus dem Jerusalemer Tempel. Mattathias war der erste und einzige jüdische Prägeherr, der auf Münzen diese Motive zeigte, welche sich zu jener Zeit noch nicht zu einem in der jüdischen Kunst gängigen sakralen Motiv entwickelt hatten. Die frühesten Darstellungen beider Motive, die dem Aussehen auf den Münzen von Mattathias entsprechen, sind eine ‒ wohl jüdische ‒ Menorahdarstellung, die in einer Wand neben dem Schaubrottisch im jüdischen Quartier in Jerusalem (Bild A.) eingeritzt ist, und die berühmte Wiedergabe auf dem Titusbogen in Rom (Bild A. Vitrine 14). Bei der Wahl dieser Münzbilder handelte es sich um einen von Mattathias bewusst gesetzten Akt, der ihn im Zusammenhang mit seinem Erbrecht als Nachkomme der hasmonäischen Priesterkönige als rechtmäßigen Hohepriester präsentieren sollte. Damit verbunden war die klare Abgrenzung von seinem politischen Gegner, dem Halbjuden Herodes, Abkömmling einer nabatäischen Mutter, der aufgrund seiner Abstammung niemals geeignet sein würde, das Amt des Hohepriesters zu bekleiden. Es war dies ein letzter, vergeblicher Versuch des Matthatias, die Unterstützung der Bevölkerung für sich zu gewinnen.
Obwohl eine Prägestätte für die hasmonäischen Münzen bislang nicht gefunden werden konnte, verraten die Münzen selbst etwas über ihren Herstellungsprozess (Nr.6A): Die Rohlinge wurden in Steinformen gegossen und nach dem Guss voneinander getrennt, die Gussstege sind an den Schrötlingen meist noch deutlich zu sehen (beispielsweise Nr.6B und Nr.4A). Bei der Prägung der Münzen fand die sogenannte al-marco-Methode Anwendung, wobei aus einer bestimmten Gewichtsmenge Metall eine bestimmte Anzahl an Münzen geschlagen werden musste, ohne exakte Justierung jedes einzelnen Schrötlings. So kam es zwischen Münzen gleichen Typs oft zu großen Gewichtsschwankungen, was für uns heute die Benennung der Nominalien erschwert.
Weiterführende Literatur
A. Lichtenberger, Kulte und Kultur der Dekapolis. Untersuchungen zu numismatischen, archäologischen und epigraphischen Zeugnissen, Wiesbaden 2003
Y. Meshorer, A Treasury of Jewish Coins. From the Persian Period to Bar Kokhba, Jerusalem 2001
Y. Meshorer u. a., Coins of the Holy Land. The Abraham and Marian Sofaer Collection at the American Numismatic Society and the Israel Museum, New York 2013, 2 Bde.
P. Schäfer, Geschichte der Juden in der Antike. Die Juden Palästinas von Alexander dem Großen bis zur arabischen Eroberung, Tübingen 2010