Nachdem Herodes seine Familie in Sicherheit gebracht hatte, begab er sich nach Alexandria zu Kleopatra VII. († 30 v. Chr.) (Bild B.), wo er gastfreundlich empfangen wurde. Die Ptolemäerin war zwar nicht gewillt, sich am Krieg gegen Mattathias Antigonos zu beteiligen, doch wollte sie Herodes zu ihrem Feldherrn ernennen und soll sogar versucht haben, ihn zu verführen. Herodes aber verweigerte sich ihren Wünschen und setzte seine Reise nach Rom fort. Über Rhodos erreichte er die Hauptstadt, wo er um die Zusicherung des Königsdiadems für Judäa bat. Dank der Unterstützung des Triumvirn Marcus Antonius ernannte der römische Senat Herodes zum König von Judäa und Samaria. Nach nur einer Woche kehrte Herodes nach Palästina zurück. Dort begann zwischen ihm und Mattathias Antigonos der Kampf um die Alleinherrschaft.
Nach zweieinhalb Jahren Krieg konnte Herodes im Jahr 37 v. Chr. Jerusalem erobern. Zu dieser Zeit begab sich Herodes nach Samaria, um seine Verlobte, die Hasmonäerin Mariamne, zu heiraten. Es war dies zweifellos eine Heirat aus dynastischen Gründen: Indem Herodes eine Hasmonäerin ehelichte, konnte er seinen Anspruch auf den Königstitel untermauern. Mattathias Antigonos, der letzte Hasmonäerkönig, wurde nach Antiochia verbracht und dort enthauptet. Damit hatte Herodes, für den in der Geschichtsschreibung der Beiname „der Große“ überdauerte, die Alleinherrschaft erlangt (Bild C.).
Durch die antike Geschichtsschreibung ist das Leben des Herodes gut bekannt. Wie andere Herrscher seiner Zeit verfasste auch Herodes Selbstbetrachtungen, die für den jüdisch-römischen Historiker Flavius Josephus († 100 n. Chr.), unsere wichtigste Quelle für das Leben des Herodes, allerdings nicht greifbar waren. Josephus stützte sich in seinem ausführlichen Bericht über den großen jüdischen Krieg in der Hauptsache auf die Geschichte des Nikolaus von Damaskus, eines griechisch-stämmigen Historikers und möglicherweise engen Beraters von Herodes, dessen Schriften in Fragmenten und Exzerpten sowie eben in den Werken des Josephus überliefert sind.
Die frühe Münzprägung von Herodes dem Großen und die römische Geschichte in Bildern
So wie die hasmonäischen Herrscher prägte auch Herodes der Große Bronzemünzen, um die lokale Geldversorgung in seinem Herrschaftsgebiet sicherzustellen. Seine frühesten Münzen scheinen jene zu sein, die mit der Aufschrift „Jahr 3“ (LΓ) versehen sind (Nr.1A). Diese Datumsangabe bezieht sich auf das dritte Jahr des Herodes als König, d. h. 37 v. Chr., also auf die Zeit nach seinem Sieg über den letzten Hasmonäerkönig.
Die Münzen des Herodes imitieren römische Motive und verraten zugleich hellenistische Wurzeln, ließen aber auch Platz für Innovationen, wie sie für die Welt des Herodes typisch sind. Eine wichtige Rolle kam den Herrschaftssymbolen zu: dem Caduceus (geflügelter Heroldsstab) (Nr.3B), der auch auf Münzen Octavians begegnet (Nr.8B), oder Helm und Schild (Nr.2B), die aus der hellenistischen Münzprägung stammen (Nr.5A). Das Bild des Caduceus zwischen zwei Füllhörnern ist als Ausdruck der allgemeinen Steigerung von Glück und Wohlstand unter Herodesʼ Herrschaft zu deuten; Helm und Schild stehen in einer langen ikonographischen Tradition und wurden in der Münzprägung der hellenistischen Königreiche verschiedentlich als Herrschaftssymbole verwendet.
Eine Besonderheit unter den Münzen des Herodes ist Münze Nr.1A. Sie zeigt auf der Vorderseite vermutlich einen Helm, der auf einem Gestell montiert ist und von Palmzweigen als Siegeszeichen flankiert wird. Die Komposition mag als Zeichen für Herodesʼ Macht verstanden werden. Dagegen ist der Dreifuß auf der Rückseite ein religiöses Motiv, das sowohl in der hellenistischen (Nr.6B) als auch in der römischen Welt (Nr.7B) geläufig war und mit dem Gott Apollon in Beziehung steht. Möglicherweise ist der Hinweis auf Apollon als Loyalitätsbekundung gegenüber Rom oder gar Octavian selbst zu interpretieren.
Auch die Deutung anderer Münzmotive ist nicht gesichert: Das Bild auf der Vorderseite von Münze Nr.3B wird als Mohnkapsel oder Granatapfel interpretiert; beide waren Fruchtbarkeitssymbole und werden als Wahrzeichen der Stadt Samaria gedeutet. Entsprechend wurde Samaria als Prägeort vermutet. Allerdings ist dies nicht unumstritten, zumal auch Jerusalem als Münzstätte für diese mit „Jahr 3“ datierten Ausgaben in Frage kommt. Münze Nr.4A zeigt ein Aphlaston (Heckzier eines antiken Kriegsschiffes). Dieses verweist allgemein auf die Herrschaft zur See, kann aber auch mit einem konkreten Seesieg in Beziehung stehen. Parallelen dazu finden sich ebenfalls in der seleukidischen Münzprägung (Nr.12B).
In den 30er Jahren v. Chr. hatte Marcus Antonius, der mit Octavians Schwester verheiratet war, eine Liebesaffäre mit Königin Kleopatra von Ägypten begonnen, was die Beziehung zu Octavian zunehmend verschlechterte. Schließlich kam es erneut zum Bürgerkrieg in Rom. In der Schlacht von Actium im Jahr 31 v. Chr. wurde Marcus Antonius von Octavian besiegt. Er floh nach Ägypten, wo er Selbstmord beging.
Die Bilder der römischen Münzen spiegeln die Wirren, die sich in diesen Jahren im Römischen Reich abspielten: Während die Triumvirn Marcus Antonius und Octavian anfangs noch gemeinsam auf Münzen zu sehen waren (Nr.9B), zeigt sich Marcus Antonius wenig später an der Seite der ägyptischen Königin Kleopatra (Nr.10B). Octavian wiederum feierte nach dem Sieg über Antonius und Kleopatra in der Schlacht von Actium die Einnahme Ägyptens (Nr.11B). Auch für Herodes war die Schlacht von Actium ein Wendepunkt, da er bis dahin ein enger Verbündeter von Marcus Antonius geblieben war.
Weiterführende Literatur
D. T. Ariel ‒ J.-Ph. Fontanille, The Coins of Herod. A Modern Analysis and Die Classification, Leiden ‒ Boston 2012
N. Kokkinos (Hg.), The World of the Herods (Oriens et Occidens 14), Stuttgart 2007
A. Lichtenberger, Die Baupolitik Herodes des Großen (Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins 26), Wiesbaden 1999
Y. Meshorer, A Treasury of Jewish Coins. From the Persian Period to Bar Kokhba, Jerusalem 2001
Y. Meshorer u. a., Coins of the Holy Land. The Abraham and Marian Sofaer Collection at the American Numismatic Society and the Israel Museum, New York 2013, 2 Bde.
D. W. Roller, The Building Program of Herod the Great, Berkeley 1998
P. Schäfer, Geschichte der Juden in der Antike. Die Juden Palästinas von Alexander dem Großen bis zur arabischen Eroberung, Tübingen 2010