Trotz der Tatsache, dass er seit seiner Ernennung zum König von Judäa im Jahr 40 v. Chr. ein treuer Verbündeter von Marcus Antonius gewesen war, gelang es Herodes nach der Schlacht von Actium im Jahr 31 v. Chr., mit diplomatischem Geschick die Gunst Octavians zu gewinnen und erneut zum König von Judäa ernannt zu werden. Er stellte sich ganz auf die Seite des Siegers und ließ 29 v. Chr. seine Schwiegermutter Alexandra, die eine Vertraute Kleopatras war, sowie auch seine geliebte zweite Ehefrau Mariamne nach einer Reihe von Intrigen ermorden. Damit gab es keine Überlebenden des hasmonäischen Königsgeschlechts mehr.
In Rom wurde Octavian 27 v. Chr. der Ehrenname Augustus („der Erhabene“) verliehen. Herodes’ enge Beziehung zu Augustus festigte sich in der Folge durch zahlreiche dem Augustus gewidmete Bauten und mit Städtegründungen. So wurde vor allem die Stadt Samaria ausgebaut, die Herodes in Sebaste ‒ als griechische Entsprechung für „Augustus“ ‒ umbenannte. Caesarea Maritima entwickelte er zu einer mächtigen Hafenstadt mit einem der größten Seehäfen der römischen Welt (Bild C.). Sowohl in Caesarea Maritima als auch in Samaria und Paneas ließ Herodes einen dem Augustus geweihten Tempel errichten.
Die Einsetzung und Förderung des römischen Kaiserkultes war in jeder dieser Städte eine Manifestation der Stellung des Herodes und des Gehorsams gegenüber ihm und dem römischen Kaiser. Gleichzeitig wurde damit das herodianische Reich bewusst in die politischen Strukturen und Hierarchien der neuen römischen Weltordnung eingeordnet. Zugleich förderte Herodes auf diesem Weg die politische und ökonomische Entwicklung der betreffenden Städte und Regionen.
Als jüdischer Herrscher und römischer Klientelkönig wird Herodes der Große oft als Persönlichkeit bezeichnet, die bewusst zwischen den Welten wandelte. Für den größten Teil seiner Regierungszeit scheint er als jüdischer Herrscher eine gewisse Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Juden genommen zu haben. Dies gilt vor allem für jene Situationen, die für Herodes zu innenpolitischen Probleme hätten führen können. Sein politisches Handeln war vorrangig von den durch Rom diktierten Rahmenbedingungen bestimmt. Mit der Einführung des Kaiserkults benützte er eine für die römischen Machthaber klar verständliche Sprache. Provokationen des frommen Teils der jüdischen Bevölkerung versuchte er dadurch zu begrenzen, dass er in Jerusalem pagane kultische Rituale verbot und die Zurschaustellung von anstößigen Bildern reduzierte.
Im Jahr 22 v. Chr. begann Herodes, den jüdischen Tempel in Jerusalem von Grund auf zu erneuern und ihn als den sogenannten „Zweiten Tempel“ de facto neu zu errichten (Bild D.). Damit entsprach Herodes den Erwartungen seiner jüdischen Untertanen, die oftmals an seiner rechtmäßigen Religiosität zweifelten. Als Herrscher und Bauherr brachte Herodes seinem Land Frieden und Wohlstand. Andererseits war er besonders brutal, nicht zuletzt gegenüber der eigenen Familie. In die christliche Überlieferung ist Herodes als der Kindermörder von Bethlehem eingegangen, doch ist dieses Ereignis nicht durch zeitgenössische außerbiblische Quellen belegt.
Die reguläre Münzprägung von König Herodes
Neben den in das „Jahr 3“ (37 v. Chr.) datierten Münzen gibt es eine Reihe von undatierten Ausgaben, die unter Herodes geprägt wurden. Die meisten dieser Münzen wurden im Gebiet von Jerusalem gefunden, was für eine Prägestätte in der Stadt sprechen könnte. Lokalisiert werden konnte eine Münzstätte jedoch noch nicht.
Auf seinen undatierten Prägungen verwendete Herodes eine Reihe von Bildern, die sowohl aus paganer als auch aus jüdischer Perspektive gut verstanden werden konnten: Palmzweige, ein Weinblatt mit Reben oder einen dreibeinigen Tisch (Nr.1B). Sein Herrschaftsanspruch fand in der Darstellung des Königsdiadems (Nr.1A), des Helmes und des Ankers Ausdruck (Nr.4B). Das Diadem ließ Herodes mit oder ohne Stern in der Mitte prägen (Nr.2B). Kleinbronzen mit Anker und Doppelfüllhorn (Nr.3B) knüpfen an die Tradition der hasmonäischen Prägungen an, die wiederum seleukidische Vorbilder imitieren (Nr.7B).
Die Darstellung einer Galeere (Nr.5B) wird mit der Gründung der Stadt Caesarea Maritima in Beziehung gesetzt, deren Hafen für das Reich des Herodes erhebliche strategische und ökonomische Bedeutung besaß. Das Motiv war aber weit verbreitet. Vermutlich ist es ein eher allgemeiner Hinweis auf die maritime Macht des Herodes. Parallelen finden sich etwa in der gleichzeitigen Münzprägung des Marcus Antonius (Nr.8B) oder in der Stadtprägung aus Aschkelon (Nr.9B).
Aus Respekt vor dem jüdischen Bilderverbot vermied Herodes anthropomorphe und zoomorphe Bilder. Einzige Ausnahme ist die Darstellung eines Adlers (Nr.6B). Sie wird mit einem Ereignis gegen Ende seiner Herrschaft in Verbindung gebracht: Damals ließ Herodes über dem Großen Tor des Jerusalemer Tempels einen goldenen Adler anbringen, doch wurde dieser von einer Gruppe junger Männer in einem Akt des Aufstands zerstört (Flavius Josephus, De bello Iudaico 1,651‒653). Das Bild des Adlers war in der antiken Münzprägung weithin verbreitet und es ist heute nicht mehr möglich zu ergründen, von welchen Intentionen Herodes geleitet war. Wahrscheinlich ist, dass die Münzprägung der phönizischen Stadt Tyros Herodes als Vorbild diente.
Weiterführende Literatur
D. T. Ariel ‒ J.-Ph. Fontanille, The Coins of Herod. A Modern Analysis and Die Classification, Leiden ‒ Boston 2012
M. Bernett, Der Kaiserkult in Judäa unter den Herodiern und Römern. Untersuchungen zur politischen und religiösen Geschichte Judäas von 30 v. bis 66 n. Chr., Tübingen 2007
N. Kokkinos (Hg.), The World of the Herods (Oriens et Occidens 14), Stuttgart 2007
A. Lichtenberger, Die Baupolitik Herodes des Großen (Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins 26), Wiesbaden 1999
Y. Meshorer, A Treasury of Jewish Coins. From the Persian Period to Bar Kokhba, Jerusalem 2001
Y. Meshorer u. a., Coins of the Holy Land. The Abraham and Marian Sofaer Collection at the American Numismatic Society and the Israel Museum, New York 2013, 2 Bde.
D. W. Roller, The Building Program of Herod the Great, Berkeley 1998
P. Schäfer, Geschichte der Juden in der Antike. Die Juden Palästinas von Alexander dem Großen bis zur arabischen Eroberung, Tübingen 2010