Herodes Archelaos (4 v. Chr. ‒ 6 n. Chr.)
Die Herrschaft des Herodes Archelaos währte nur kurz. Schon vor der Abfahrt nach Rom hatte er die aufständische Bevölkerung mit Gewalt niedergehalten. Dabei sollen bis zu 3000 Menschen umgekommen sein, ein schlechter Start für einen noch nicht einmal gekürten Herrscher. Aufgrund seiner Brutalität, mit der er sowohl Juden als auch Samaritanern gegenüber auftrat, schickten beide Volksgruppen Gesandtschaften mit Beschwerden zum Kaiser nach Rom. Augustus rief Archelaos zu sich und verbannte ihn nach Gallien.
Herodes Antipas (4 v. Chr. ‒ 39 n. Chr.)
Herodes Antipas zeigte Herrschertalent und konnte das unruhige Galiläa befrieden, zumindest sind während seiner 43-jährigen Regierung keine Aufstände überliefert. Er baute am See Genezareth eine neue Hauptstadt und benannte sie nach dem Nachfolger des Augustus mit „Tiberias“. Da er die Stadt zum Teil auf dem Gelände eines alten jüdischen Friedhofs errichten ließ, dies aber nach jüdischem Verständnis ein unreiner Ort war, brachte ihm die Gründung bei den Juden eine schlechte Nachrede ein. Herodes Antipas ist jener „Herodes“, der das Verhör von Jesus in Jerusalem durchführte (Lk 23,7‒15) und der auf Wunsch seiner Stieftochter Salome die Exekution Johannes des Täufers veranlasste (Mk 6,22‒28) (Bild B.). Für diese lassen sich tiefergehende Gründe finden: Mit der Kritik an Antipasʼ Eheschließung mit Salomes Mutter Herodias, der vormaligen Schwägerin des Tetrarchen, kündigte Johannes ganz in der Tradition der alten Propheten den nahen Untergang der Herrschaft von Herodes Antipas an. Da der Täufer großen Zulauf hatte, war er zur politischen Gefahr geworden. Herodes Antipas wurde nach dem Regierungswechsel in Rom (37 n. Chr.) von seinem Neffen Agrippa beim neuen Kaiser Gaius (Caligula) verleumdet und von diesem nach Gallien ins Exil verbannt.
Philipp (4 v. Chr. ‒ 34 n. Chr.)
Herodes Philipp war als Tetrarch von Batanäa, Trachonitis und Auranitis mit seinem Herrschaftsgebiet offenbar zufrieden. Flavius Josephus nennt ihn einen gerechten, friedliebenden Herrscher, der oft durch das Land zog, um Gericht zu halten und Recht zu sprechen (Antiquitates Iudaicae 18,106‒107). Bis zu seinem Tod verlief die Herrschaft friedlich und unauffällig. Philipp gründete die Stadt Paneas neu und nannte sie „Caesarea Philippi“. Auch hier hatte sein Vater zuvor einen Tempel zu Ehren des römischen Kaisers errichtet (Bild C.), der ein beliebtes Motiv in der Münzprägung der Stadt darstellte. Eine weitere Stadt, nämlich Bethsaida an der Mündung des Jordan in den See Genezareth, baute Philipp großzügig aus, und er benannte sie nach der Tochter des Augustus mit Iulias. Nach dem Tod Philipps wurde sein Herrschaftsbereich der römischen Provinz Syrien zugeschlagen.
Die Münzprägung der Tetrarchen
Die Mehrzahl der von den Söhnen des Herodes geprägten Münzen hat wenig mit den früheren Prägungen jüdischer Herrscher gemein. Gleichwohl beachteten sie teilweise die religiöse Sensibilität der Juden gegenüber bildlichen Darstellungen.
Die Münzen des Herodes Archelaos aus Jerusalem gleichen oft jenen seines Vaters. Dies gilt etwa für die Darstellungen von Anker und doppelten Füllhörnern (vgl. Münze Nr.1A mit Nr.3B Vitrine 7). Nur durch den ihm verliehenen Titel ΕΘΝΑΡΧ (Ethnarch) sind seine Münzen von denen des ΒΑΣΙΛΕΩΣ (Königs) Herodes zu unterscheiden. Die Galeere (Nr.2A) wird gerne als Hinweis auf die Reise des Archelaos nach Rom gedeutet. Aufgrund der Bildtradition ist sie aber wohl nur ein allgemeines Symbol für die Machtposition des Archelaos. Die Weinrebe (Nr.4A) war hingegen ein allgemein beliebtes Motiv, das auf die Fruchtbarkeit des Landes verwies.
Unter Herodes Antipas wurden Münzen nachweislich nur in fünf Jahren seiner Regierung ausgegeben. Laut den Datierungsangaben entstanden die ersten Münzen erst im 24. Jahr seiner Herrschaft (20/21 n. Chr.). Obwohl nur selten geprägt wurde, emittierte Herodes Antipas – im Gegensatz zu den bisherigen jüdischen Prägungen – klar aufeinander abgestimmte Serien aus Ganz-, Halb-, Viertel- und Achtelstücken. Während die Vorderseiten einen Palmzweig zeigen, verweisen die Rückseiten auf die neue Hauptstadt Tiberias (Nr.5B). In der letzten Emission (Nr.9B) steht im Kranz der Name des neuen Kaisers Gaius (37 – 41 n. Chr.), um dessen Gunst Herodes Antipas sich in den letzten Jahren seiner Herrschaft vergeblich bemühte.
Auch Herodes Philipp, der jüngste Sohn des Herodes, prägte nur unregelmäßig. Bis auf einen Typ sind alle Münzen nach Regierungsjahren datiert. Die Bilderwelt der Münzen von Herodes Philipp unterscheidet sich deutlich von jener seiner Brüder und auch von allen bisherigen jüdischen Münzen. Seine Untertanen waren mehrheitlich keine Juden und so brauchte er das Bilderverbot nicht zu berücksichtigen. Er war auch der erste jüdische Herrscher, der sein Porträt auf Münzen setzen ließ (Nr.11A und später Nr.15B). Ebenso sind auf seinen Münzen Porträts des Kaisers Augustus (Nr.12A) bzw. später des Tiberius (Nr.13A) sowie der Kaisermutter Livia zu sehen (Nr.14A). Die Rückseiten tragen die Fassade des Augustustempels in Caesarea Philippi (Nr.11A und Nr.15B).
Weiterführende Literatur
M. Bernett, Der Kaiserkult in Judäa unter den Herodiern und Römern. Untersuchungen zur politischen und religiösen Geschichte Judäas von 30 v. bis 66 n. Chr., Tübingen 2007
K. Ehling, Warum ließ Herodes Antipas Johannes den Täufer verhaften? Oder: Wenn ein Prophet politisch gefährlich wird, in: Klio 89, 2007, 137‒146
N. Kokkinos (Hg.), The World of the Herods (Oriens et Occidens 14), Stuttgart 2007
Y. Meshorer, A Treasury of Jewish Coins. From the Persian Period to Bar Kokhba, Jerusalem 2001
Y. Meshorer u. a., Coins of the Holy Land. The Abraham and Marian Sofaer Collection at the American Numismatic Society and the Israel Museum, New York 2013, 2 Bde.
P. Schäfer, Geschichte der Juden in der Antike. Die Juden Palästinas von Alexander dem Großen bis zur arabischen Eroberung, Tübingen 2010