Die Münzen der Hindu-Schahis zeigen auf der Vorderseite stets einen nach links gelagerten Stier, Begleiter des Hindu-Gottes Schiva; auf der Rückseite ist ein Reiter mit einer Fahnenlanze dargestellt (Nrn. 1, 2). Die Aufschriften sind in Brahmi verfasst und nennen verschiedene Titel, wie „Spalapati“ (Herrführer) oder „Samanta“. Die Individualnamen der einzelnen Herrscher, wie wir sie aus den schriftlichen Quellen kennen, werden hingegen auf den Münzen nicht angeführt, weshalb eine Zuweisung an die verschiedenen Könige kaum möglich ist. Als Münzstätten kommen vor allem Kabul sowie Undabhandapura in Gandhara in Betracht. Die überaus reiche Silberprägung der Hindu-Schahis wurde vermutlich zu einem großen Teil aus den Silberminen des Panjshir-Tales (150 km nördlich von Kabul) gespeist. Mit dem Verlust Kabuls an die Saffariden begann dort auch die islamische Münzprägung, die von 872 bis 883 belegt ist. Die ersten samanidischen Dirhems aus dem Panjshir-Tal sind mit dem Jahr 293 der Hidschra (= 905) datiert (vgl. Nr. 4). Die Eingliederung Afghanistans in die islamische Welt war damit endgültig und dauerhaft vollzogen.
Blickt man zurück, so hat sich das kleine Königreich am Hindukusch 250 Jahre lang erfolgreich gegen die arabische Expansion zur Wehr gesetzt. Die arabischen Stämme schickten sich nach dem Tod des Propheten Mohammed im Jahre 632 an, getragen von der neuen Religion des Islam das byzantinische Syrien, Palästina, Ägypten und Nordafrika zu erobern, was ihnen innerhalb weniger Jahre auch gelang. Die Eroberung des persischen Weltreichs der Sasaniden, die über 400 Jahre lang in Iran geherrscht hatten, war bereits um 651 im Wesentlichen abgeschlossen. Der letzte Sasaniden-König, Yazdgerd III. (632–651), wurde in Merw auf der Flucht ermordet, und die königliche Familie flüchtete an den Hof des chinesischen Kaisers ins Exil.
Die erste muslimische Herrscherdynastie, die Umayyaden (661–750), gehörten demselben Stamm wie der Prophet Mohamed an (Nrn. 11, 12). Der Sitz des Kalifen wurde im syrischen Damaskus eingerichtet. Im Jahre 750 wurde die Umayyaden-Dynastie von den Abbasiden gestürzt, die die Hauptstadt des muslimischen Imperiums im Jahre 762 nach Bagdad verlegten (Nr. 13).
Die frühe islamische Münzprägung orientierte sich an den in den eroberten Ländern vorgefundenen monetären Strukturen: So wurden im ehemals byzantinischen Syrien und in Palästina vorwiegend Kupfermünzen nach byzantinischem Vorbild geprägt (Nr. 5). Bemerkenswert ist ein neuer Münztyp, der ab dem Jahr 74 der Hidschra (693/94) ausgeprägt wurde und auf der Vorderseite den stehenden Kalifen zeigt; er ist gegürtet, mit einem Schwert und in der Pose des Vorbeters wiedergegeben (Nr. 6).
Im ehemaligen Sasanidenreich, in Mesopotamien und Iran, dienten die sasanidischen Silberdrachmen von Chosro II. (590–628) und Yazdgard III. als Vorbild für die Münzprägung der arabischen Gouverneure. Während die Bilder den sasanidischen Vorlagen entsprechen, wird am Rand eine arabische Aufschrift wie zum Beispiel „Im Namen Gottes“ hinzugefügt und der sasanidische Königsname durch den Namen des Statthalters oder Kalifen ersetzt (Nrn. 7–10). Die in Mittelpersisch abgefasste sasanidische Segensformel bleibt jedoch erhalten.
Für das junge muslimische Weltreich war ein derart zersplittertes und von dem Islam fremdem Gedankengut geprägtes Münzwesen allerdings keine dauerhafte Lösung. So führte der Kalif ‛Abd al-Malik (685–705) im Jahre 77 der Hidschra (696/97) eine umfassende Reform durch, die den neuen Münzen ein unverwechselbar islamisches Erscheinungsbild verlieh (Nrn. 11–13). An die Stelle eines Bildes traten religiöse Inschriften mit Stellen aus dem Koran, die durch administrative Angaben von Münzstätte und Prägejahr (nach der Hidschra) ergänzt wurden. Auf die Nennung des Kalifen wurde verzichtet, da die Prägung ausschließlich „Im Namen Gottes“ durchgeführt wurde. Erst unter den Abbasiden wurde auch die Nennung des Kalifen und anderer staatlicher Funktionäre gebräuchlich.