Unter Schapur II. (309–379), der angeblich noch im Mutterleib zum „König der Könige“ gekrönt worden war, kamen die Sasaniden an der Nordostgrenze ihres Reiches erstmals in arge Bedrängnis (Nr. 6). Ab 354 war Schapur persönlich im Grenzgebiet anwesend, um unter schweren Verlusten „wilde Völker abzuwehren“. Als Gegner der Sasaniden werden unter anderem die Chioniten genannt, bei denen es sich vermutlich um einen hunnischen Stamm gehandelt hat. Sie ließen sich von Schapur vorübergehend als Bündnispartner gewinnen und kämpften im Jahre 359 mit ihm Seite an Seite bei der Belagerung der römischen Grenzfeste Amida (heute Diyarbakir in der Südost-Türkei). Allerdings währte der Frieden zwischen Chioniten und Shapur nur kurz, denn in den letzten 15 Jahren von Schapurs Regierung brachen wieder schwere Kämpfe im Osten aus. In dieser Zeit wurde auch eine sasanidische Münzstätte südlich des Hindukusch, wohl in Kabulistan eingerichtet, um die Finanzierung der Truppen vor Ort sicherzustellen. Baktrien musste schließlich an die Kidariten, die aus den Chioniten hervorgegangen waren, abgetreten werden (s. Vitrine 3), während südlich des Hindukusch Kabulistan um 385 an eine zweite hunnische Gruppierung, die Alchan, fiel (s. Vitrine 6).
Um 467 gelang es Peroz (457–484), Baktrien erneut unter sasanidische Kontrolle zu bringen (Nr. 7 und Vitrine 3, Nr. 8), doch verlor der König schon wenig später sein Leben im Kampf gegen eine neue Hunnenmacht, die Hephthaliten (s. Vitrine 10). Nach dieser Katastrophe stürzte das Reich in eine innenpolitische Krise, und die Sasaniden waren über lange Jahre gezwungen, sich den Frieden mit den Hephthaliten durch hohe Tributgelder zu erkaufen. Erst Kawad I. (488–496; 499–531) (Nr. 8) gelang es, nachdem er mit hephthalitischer Hilfe im Jahre 499 den Thron wiedererlangt hatte, die innenpolitische Lage zu stabilisieren. Im Jahre 502 fühlte er sich stark genug, eine neue Offensive in Armenien gegen den byzantinischen Kaiser Anastasius (491–518) (s. Vitrine 1, Nr. 8) zu beginnen, die jedoch, wie so oft, zu keinen dauerhaften Gebietsgewinnen führte.
Unter Kawads Sohn, Chosro I. (531–579), der den Beinnamen „von unsterblicher Seele“ erhielt (Nr. 9), strebte das Sasanidenreich zu neuer Blüte. Er bekam mit Kaiser Justinian I. (527–565) einen ebenbürtigen Gegner (s. Vitrine 1, Nr. 13). Ab 540 standen sich beide Reiche wieder auf diversen Schlachtfeldern in der Levante und Syrien gegenüber, nachdem zuvor schon eine gotische Gesandtschaft versucht hatte, Chosro zu einem Krieg gegen Justinian zu ermuntern. Danach wurde Chosros Aufmerksamkeit jedoch wieder nach Osten gelenkt, denn um die Mitte des 6. Jahrhunderts hatte im Nordosten Asiens eine neue Nomadenmacht in Gestalt der Westtürken die Initiative ergriffen und war bis an die Grenzen des Hephthalitenreiches vorgestoßen. Chosro gelang es, auf dipolmatischem Wege eine Allianz mit den Westtürken zu schmieden, der schließlich um 559/560 das einst so mächtige Hephthalitenreich zum Opfer fiel. In weiterer Folge schoben die Türken ihr Herrschaftsgebiet im Westen bis an die untere Wolga vor und etablierten sich als neuer, bedeutender Machtfaktor zwischen Byzanz, Persien und China.
Im Jahre 568 traf eine diplomatische Gesandtschaft des türkischen Khagans Sizabul, der auch eine Delegation sogdischer Kaufleute angehörte, am Hof des byzantinischen Kaisers Justin II. (565–578) in Konstantinopel ein und offerierte den Byzantinern ein Friedens- und Bündnisangebot. Zuvor waren die Gesandten in Ktesiphon von Chosro I. (Nr. 9) empfangen worden, der ihren Wunsch nach Öffnung der iranischen Märkte für die sogdischen Seidenhändler jedoch entschieden zurückgewiesen hatte. Byzanz war dem türkischen Angebot nicht abgeneigt, wodurch den Sasaniden die Gefahr eines Zweifrontenkriegs erwuchs, der dann 572/73 auch tatsächlich losbrach. Chosro ging als Sieger hervor, wodurch die Sasaniden als unbestrittene Nummer Eins auf die politische Weltbühne zurückkehrten. Schließlich ermöglichten es Auseinandersetzungen innerhalb der westtürkischen Führungselite den sasanidischen Truppen unter ihrem Feldherrn Wahram Chobin im Jahre 588/89 tief auf türkisches Territorium vorzudringen und damit die türkische Gefahr vorerst entscheidend einzudämmen.
Unter Chosro II. (590–628) (Nr. 11–13), einem Enkel Chosros I., der erst mit Hilfe des byzantinischen Kaisers Mauricius (582–602) als rechtmäßiger „König der Könige“ den Sasanidenthron besteigen konnte, kam es zu letzten militärischen Triumphen. Nachdem Mauricius dem Putsch des Phocas (602–610) zum Opfer gefallen war, reifte in Chosro der Entschluss, Byzanz ein für alle mal in die Knie zu zwingen. Ägypten wurde erobert (619), davor war schon Jerusalem geplündert und das Heilige Kreuz nach Ktesiphon entführt worden (614), und schließlich standen sasanidische Truppen gemeinsam mit awarischen Heerscharen gar vor den Toren Konstantinopels (626). Im Gegenzug ließ Heraclius (610–641) (s. Vitrine 1, Nr. 14), der nach dem Sturz des Phocas als Kaiser eingesetzt worden war, das sasanidische Feuerheiligtum auf dem Takht-i Suleiman („Thron des Salomon“, südöstlich von Täbris, NW-Iran) zerstören (623) und fügte den Sasaniden eine vernichtende Niederlage in Mesopotamien zu (627). Auch die Westtürken waren auf Seiten der Byzantiner in den Krieg eingetreten und hatten Transcaucasien besetzt. In dieser ausweglosen Lage verweigerten Chosro II. die Großen des Reiches die weitere Gefolgschaft, er wurde abgesetzt und getötet (628).
In der Folge versank das Sasanidenreich in internen Thronstreitigkeiten und wurde so eine leichte Beute der muslimischen Heerscharen, die, geeint unter der Religion des Islam, nach dem Tod des Propheten Mohammed im Jahre 632 in weniger als 20 Jahren den gesamten vorderen Orient und Iran eroberten. Auch die byzantinischen Sieger hatten der muslimischen Expansion nichts entgegenzusetzen und gingen ihrer gesamten Ostprovinzen verlustig. Nicht viel besser erging es den Türken, die sich gleichfalls durch interne Konflikte zerrieben und so eine leichte Beute der chinesischen Expansionspolitik unter der neuen Tang-Dynastie wurden.
Das auf der silbernen Drachme basierende sasanidische Währungssystem war trotz aller politischen Krisen überaus stabil und ist Zeugnis einer wohl organisierten Verwaltung und besonnenen Wirtschaftspolitik. Im ganzen Reich waren Münzstätten verteilt, welche die lokale Versorgung sicherstellten. Auf den internationalen Handelswegen zu Lande und zu Wasser gelangte das sasanidische Münzgeld über Zentralasien, die Arabische Halbinsel, Indien und Ceylon bis nach China. In Zentralasien bildete die sasanidische Drachme das Vorbild für zahlreiche lokale Münzsysteme, so auch für Hunnen und Westtürken. Selbst die arabischen Eroberer hielten noch ein halbes Jahrhundert an der sasanidischen Drachme fest, bevor sie ihr eigenes Währungssystem schufen (s. Vitrine 16).
Das bekrönte Bildnis des sasanidischen „Königs der Könige“ wird in Kombination mit dem Feueraltar – Symbol des zoroastrischen Glaubens und des für jeden König bei seinem Regierungsantritt entzündeten Königsfeuers – zu einem allseits geschätzten Markenzeichen, das über die Jahrhunderte mehr oder weniger unverändert beibehalten wird. Die Aufschriften sind in sasanidischem Mittelpersisch (Pehlevi) verfasst und nennen Namen und Titel des Königs, der sich als seine „Mazdah-verehrende Majestät, König der Könige der Iranier und Nicht-Iranier, dessen Geschlecht (Bild/Glanz) von den Göttern ist“ präsentiert. Die Rückseitenlegenden benennen das Feuer mit dem Namen des jeweiligen Königs. Später werden die Titel verkürzt, und auf den Rückseiten werden das Regierungsjahr sowie die Münzstätte angegeben.